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Musik aus dem Herzen Europas
Villa-Lobos, Heitor

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Villa-Lobos erhielt mit sechs Jahren ersten musikalischen Unterricht bei seinem Vater Raul (1862–1899), einem Bibliothekar an der brasilianischen Nationalbibliothek und Laienmusiker, der ihn das Cellospiel lehrte. Der Cellounterricht wurde später bei dem Cellisten Benno Niederberger fortgeführt. Bei Reisen seiner Familie ins Landesinnere lernte er früh die brasilianische Folklore kennen. In Rio de Janeiro waren es die Choros, die seine Aufmerksamkeit fanden, ein typisch brasilianisches Musikgenre, das von den Chorões genannten lokalen Ensembles für Unterhaltungsmusik gespielt wurde. Nach dem frühen Tode seines Vaters arbeitete er als Cellospieler in Kaffeehäusern und an kleinen Theatern, um 1900 entstanden erste Kompositionen.
Heitor Villa-Lobos bei einem Konzert in Tel Aviv

Die Meinungen über die Reisen des Komponisten durch Brasilien und angrenzenden Staaten gehen auseinander, vor allem da Villa-Lobos selbst widersprüchliche und sehr unwahrscheinliche Angaben macht. Sicher ist, dass er durch seine Mitwirkung bei Wandertheatern einige nordöstliche Bundesstaaten Brasiliens besuchte und dort die vollständig andere Atmosphäre des ländlichen Brasiliens kennenlernte. Im Gegensatz zu landläufiger Meinung führte Villa-Lobos auf diesen Reisen aber keine systematische Sammlung von Volksliedern durch. Das wenige originale Material, das der Komponist in späteren Werken verwendet, stammt wahrscheinlich aus der Sammlung des Forschers Edgar Roquette-Pinto oder ist anderen Publikationen entnommen. Seine eher unzulänglichen musiktheoretischen Kenntnisse versuchte Villa-Lobos durch Privatunterricht bei Agnello Franca zu erweitern.

Ein einschneidendes Ereignis für Villa-Lobos' musikalische Entwicklung war 1913 der Besuch der Ballets Russes unter der Leitung von Michel Fokine, durch den er erstmals mit den französischen Impressionisten und verschiedenen russischen Komponisten in Berührung kam. Ähnlich prägend war der erneute Besuch des Ballets im Jahre 1917, bei dem Werke von Igor Strawinski auf dem Programm standen. Die erste öffentliche Aufführung seiner Kompositionen fand im Jahre 1915 statt. Einen begeisterten Befürworter seiner Musik fand er in Arthur Rubinstein, der 1917 während einer Tournee in Brasilien die Musik von Villa-Lobos hörte. Eine Freundschaft entwickelte sich auch zu Darius Milhaud, der sich zu dieser Zeit in Brasilien aufhielt.

1923 verbrachte Villa-Lobos mit einem Staatsstipendium ein Jahr in Paris, wo er wichtige neue Eindrücke aufnahm und, zurück in seinem Heimatland, einige seiner bedeutendsten Werke schrieb. Von 1927 bis 1930 folgte ein zweiter Parisaufenthalt. In dieser Zeit erreichte er als erster lateinamerikanischer Komponist auch internationale Bekanntheit.

Nach der Rückkehr nach Brasilien arbeitete er für die Regierung Pläne für den Musikunterricht aus. Damit begann auch seine Karriere als bedeutender Musikpädagoge, der die Musikerziehung in seinem Land nachhaltig prägte.

Ein weiterer Schritt zu internationalem Erfolg war der erste Besuch des Komponisten in den USA anlässlich eines Konzerts mit dem Janssen Symphony Orchestra in Los Angeles im November 1944. Ab da hielt sich Villa-Lobos bis zu seinem Tod jedes Jahr in den USA auf, wo er als Gastdirigent die renommiertesten Orchester leitete. In dieser Zeit wurde der Großteil seiner Werke aufgenommen, u.a. mit dem Louisville Symphony Orchestra unter Robert Whitney. Für dieses Orchester schrieb Villa-Lobos die Orchesterwerke Erosão und Alvorada na floresta tropical, die 1951 und 1954 uraufgeführt wurden.

1959 verstarb Villa-Lobos an Krebs. Schon zwei Jahre nach seinem Tod wurden alle seine Werke im Museu Villa-Lobos, das am 22. Juni 1961 in Rio de Janeiro gegründet wurde, gesammelt und aufbewahrt.

Heitor Villa-Lobos was born in Rio de Janeiro. His father, Raul, was a wealthy, educated man of Spanish extraction, a librarian, an amateur astronomer and musician. In Villa-Lobos's early childhood, Brazil underwent a period of social revolution and modernisation, abolishing slavery in 1888 and overthrowing the Empire of Brazil in 1889. The changes in Brazil were reflected in its musical life: previously European music had been the dominant influence, and the courses at the Conservatório de Música were grounded in traditional counterpoint and harmony. Villa-Lobos underwent very little of this formal training. After a few abortive harmony lessons, he learnt music by illicit observation from the top of the stairs of the regular musical evenings at his house arranged by his father. He learned to play the cello, the guitar and the clarinet. When his father died suddenly in 1899 he earned a living for his family by playing in cinema and theatre orchestras in Rio.

Around 1905 Villa-Lobos started explorations of Brazil's "dark interior", absorbing the native Brazilian musical culture. Serious doubt has been cast on some of Villa-Lobos's tales of the decade or so he spent on these expeditions, and about his capture and near escape from cannibals, with some believing them to be fabrications or wildly embellished romanticism. After this period, he gave up any idea of conventional training and instead absorbed the influences of Brazil's indigenous cultures, itself based on Portuguese, African, and American Indian elements. His earliest compositions were the result of improvisations on the guitar from this period.

Villa-Lobos played with many local Brazilian street-music bands; he was also influenced by the cinema and Ernesto Nazareth's improvised tangos and polkas.For a time Villa-Lobos became a cellist in a Rio opera company, and his early compositions include attempts at Grand Opera. Encouraged by Arthur Napoleão, a pianist and music publisher, he decided to compose seriously.

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